Die Erzgebirgsmagistrale.
Bekannt als Skiwanderweg und irgendwie nicht wirklich existent, beschreibt sie ja nach Quelle eine Mischung aus Sächsischer Skimagistrale (SM) und böhmischer Erzgebirgsskimagistrale (KLM).
Und genau genommen liegt der Start auch noch außerhalb des Erzgebirges in Schöneck im Vogtland. Das offizielle Ziel ist Altenberg im Osterzgebirge, die inoffizielle Verlängerung führt gar bis Schöna im Elbtal des Elbsandsteingebirges.
Skiwandern bedingt Schnee und obwohl das Erzgebirge mit einem über 1300 km umfassenden Loipennetz ein Eldorado des Skilanglaufs ist, ist von der Schneesicherheit früherer Jahren nicht mehr viel übrig: Die Zeitfenster, die eine komplette Überschreitung ermöglichen, sind rar geworden.
Der typische sportliche Skiläufer plant mit 4 (seltener 3) Tagen für die gut 200 km messende (und bestenfalls auf 2/3 geloipte) Distanz. 2012, bei sibirischen Temperaturen und nicht ganz ausreichendem Schnee, benötigte ich 38 Stunden (brutto für 230km). Seitdem steht das Vorhaben, die Strecke in 24 Stunden zu bewältigen. Seitdem warte ich vergeblich auf ein Zeitfenster passender Bedingungen. Seitdem plante ich, die Distanz auf Cross-Skates zu versuchen.
Um dem inneren Schweinehund eins auszuwischen, tönte ich bereits im Vorfeld im Freundeskreis vom Unterfangen, sodass ein Rückzieher vor mir selbst nicht zu rechtfertigen war. Ende Juni stieg ich nach vor Aufregung kaum erholsamer Nacht bereits 4:52 Uhr in Dresden in den Zug. Dumm nur, dass just diese erste Verbindung des Tages die einzige ist, die ein Umsteigen in Plauen erfordert. Aber das merkte ich erst, als ich in Zwickau ausgestiegen war nach dem Anschluss Ausschau hielt. Der fuhr erst in eineinhalb Stunden:(
9:30 Uhr stieg ich bei 20°C und schönstem Sonnenschein nahe dem Ferienpark Schöneck auf die Skates.
Der erste knappe Kilometer führte über besten Asphalt auf der Straße nach Zwota, dann bog ich links in den Kammweg ein: eine befestigte Forststraße, dezente Splittauflage, moderates Profil, gut zu skaten. Die wenigen steileren Abfahrten bremste ich mich hinunter, wenn der Belag rollig wurde, hielt ich die Skates per Doppelstock in Schwung. Nach 5 km querte ich die Staumauer der Talsperre Muldenberg, danach die erste kleinere Fehlentscheidung, als ich rechts zum Sauteich abbog, anstatt sofort auf die Autostraße zu wechseln. Letztere erreichte ich später über eine Art Single-Trail und folgte ihr bis zum Parkplatz am Kielfloßgraben.
Die Kammloipe zieht hier nordöstlich den Hang zum Schreckenstein hinauf. Ein grasiger Waldweg mit sehr schmalen Fahrspuren. Ich entschied mich für den Radweg oberhalb des Floßgrabens, der zwar einen Umweg beschreibt, aber weniger bergig nach Mühlleiten führt. Oft drosselte hier neben dem dezenten Anstieg lockerer Schotter das Tempo.
In Mühlleiten (13km) am großen Loipenparkplatz stieß ich wieder auf die Kammloipe, die sich bis zum Abzweig Aschberg bestens befahren ließ. Vermutlich wäre es sinnvoll gewesen, die Cross-Skates in
der folgenden enorm steilen Abfahrt abzuschnallen, anstatt mit voller Kraft auf die Bremsen zu drücken. Nach der Senke holte ich das nach und lief den bis 28% steilen Weg in Richtung Großer Rammelsberg hinauf.
Oben eine erste kurze Rast, bis es anschließend in welligem Terrain wieder flotter voranging.
Ca. 4km später der nächste Fehlgriff. Ich wechselte auf die böhmische Seite. Die 500m bis zur Grenze waren gut fahrbar, danach eine Forststraße. Gut nutzbar, wären nicht die Wasserabflussrinnen, die zu Überfahren nicht möglich, zu Überspringen mir zu gewagt war und mich folglich aller 200-300m zum Anhalten und Übersteigen zwangen.
2,5 km später stieß ich auf die (praktisch gar nicht befahrene) Straße mit böhmisch typisch rauem Asphalt. Hinter Rolava (Sauersack) einer weiterer längerer Anstieg, gefolgt von idealer Skaterstrecke bis Jeleni (Hirschenstand, 31km), dessen Kneipe immens lockte. Ich widerstand.
Fast 300 Höhenmeter auf den folgenden 3 Kilometer ließen die Zweifel am Sinn meines Vorhabens aufleben. Den Zwischenstopp an der Schutzhütte am Zaječí hora hatte ich bitter nötig. Die Begeisterung der Insekten an meinem knallig gelben Shirt reduzierte die Pause auf ein Minimum. Das abfallende Gelände bis Horni Blata (40km) sorgte für Entspannung, dafür ging es danach umso heftiger bergan.
Während die Skimagistrale hier weiter östlich im Wald verläuft, bevorzugte ich die Straße nach Bozi Dar. In dieser kaum besiedelten Region hält sich der Autoverkehr arg in Grenzen und während mich manche deutsche Autofahrer am liebsten von der Straße drängen würden (selten, aber das kommt vor), wurde ich hier nicht selten angefeuert!
Wenige Kilometer vor Boz Dar setzte ein frisch asphaltierter Radweg ein. Im Ort (52 km) ließ ich mich leider von der Ausschilderung beirren und mühte mich bald in einem weiten Schlenker einen Schotterweg zur Straße hinauf, anstatt diese über die Ortsstraße direkt anzusteuern.
Die Straße hinauf zum Klinovec war breit genug, sodass ich unbehelligt vom Fahrzeugverkehr den Anstieg zum höchsten Punkt (ca. 1170m, 54km) der Tour bewältigte, die sich anschließende Abfahrt wies lange Geraden auf, sodass ich nur vor Kurven verstärkt auf die Bremsen drückte.
Traumhafter Asphalt auf der Abfahrt durch das kleines Nest Háj ließ die Strapazen kurz vergessen. Zu kurz, denn der Ausbau endete am Ortsausgang und der folgende Abschnitt hinüber nach Kovářská war für normale Fahrzeuge nur bedingt, für die Cross-Skates eigentlich gar nicht geeignet: über mehrere Kilometer hinweg ein einziges Löchermeer! Hier wäre die alternative Strecke über České Hamry die bessere Wahl gewesen!
An der Bahnquerung erreichte ich die "Alternativstrecke". Der Belag war bestens, sodass ich mich motivierte, der Truppe E-Bike-Fahrer, die mich überholte, zu folgen. Erst in der steilen Ortseinfahrt ermochte ich deren Tempo nicht mehr zu halten.
Die zweite Einkehr in Kovářská war die meinige. Kofola und ein Bier, dem ich noch ein Zweites folgen ließ. Auf Essen verzichtete ich. Das hätte nur Zeit gefressen. Zeit, die ich nicht hatte.
Die nächsten Kilometer durch ein abfallendes Tal waren geschenkt, wenngleich der grobe Belag die Wadenmuskulatur forderte.
Die Straße, der in Richtung Vodní nádrž Přísečnice (Prießnitztalsperre) folgte, war gut in Schuss. Und leider gut besucht. Augen zu und durch. Ein Anstieg auf 3 km und ich verließ die Autotrasse auf die Sackgasse in Richtung Kryštofovy Hamry. Jenseits der Staumauer zieht die Forststraße stetig an. Skating wäre gut möglich, dennoch trug ich die Skates den 2 km währenden Anstieg. Das bringt Entlastung für Arme und Beine...
Fortsetzung folgt...
Bilder:
1. "Die Grassskistrecke"
2. Bei Cinovec
3. Am Böhmischen Tor
4. Volárenský rybník (bei Kalek)
5. Aufstieg hinter Kalek
6. Forststraße oberhalb der Prießnitztalsperre
7. Prießnitztalsperre
8 Jeleni
9 Rolava
Bekannt als Skiwanderweg und irgendwie nicht wirklich existent, beschreibt sie ja nach Quelle eine Mischung aus Sächsischer Skimagistrale (SM) und böhmischer Erzgebirgsskimagistrale (KLM).
Und genau genommen liegt der Start auch noch außerhalb des Erzgebirges in Schöneck im Vogtland. Das offizielle Ziel ist Altenberg im Osterzgebirge, die inoffizielle Verlängerung führt gar bis Schöna im Elbtal des Elbsandsteingebirges.
Skiwandern bedingt Schnee und obwohl das Erzgebirge mit einem über 1300 km umfassenden Loipennetz ein Eldorado des Skilanglaufs ist, ist von der Schneesicherheit früherer Jahren nicht mehr viel übrig: Die Zeitfenster, die eine komplette Überschreitung ermöglichen, sind rar geworden.
Der typische sportliche Skiläufer plant mit 4 (seltener 3) Tagen für die gut 200 km messende (und bestenfalls auf 2/3 geloipte) Distanz. 2012, bei sibirischen Temperaturen und nicht ganz ausreichendem Schnee, benötigte ich 38 Stunden (brutto für 230km). Seitdem steht das Vorhaben, die Strecke in 24 Stunden zu bewältigen. Seitdem warte ich vergeblich auf ein Zeitfenster passender Bedingungen. Seitdem plante ich, die Distanz auf Cross-Skates zu versuchen.
Um dem inneren Schweinehund eins auszuwischen, tönte ich bereits im Vorfeld im Freundeskreis vom Unterfangen, sodass ein Rückzieher vor mir selbst nicht zu rechtfertigen war. Ende Juni stieg ich nach vor Aufregung kaum erholsamer Nacht bereits 4:52 Uhr in Dresden in den Zug. Dumm nur, dass just diese erste Verbindung des Tages die einzige ist, die ein Umsteigen in Plauen erfordert. Aber das merkte ich erst, als ich in Zwickau ausgestiegen war nach dem Anschluss Ausschau hielt. Der fuhr erst in eineinhalb Stunden:(
9:30 Uhr stieg ich bei 20°C und schönstem Sonnenschein nahe dem Ferienpark Schöneck auf die Skates.
Der erste knappe Kilometer führte über besten Asphalt auf der Straße nach Zwota, dann bog ich links in den Kammweg ein: eine befestigte Forststraße, dezente Splittauflage, moderates Profil, gut zu skaten. Die wenigen steileren Abfahrten bremste ich mich hinunter, wenn der Belag rollig wurde, hielt ich die Skates per Doppelstock in Schwung. Nach 5 km querte ich die Staumauer der Talsperre Muldenberg, danach die erste kleinere Fehlentscheidung, als ich rechts zum Sauteich abbog, anstatt sofort auf die Autostraße zu wechseln. Letztere erreichte ich später über eine Art Single-Trail und folgte ihr bis zum Parkplatz am Kielfloßgraben.
Die Kammloipe zieht hier nordöstlich den Hang zum Schreckenstein hinauf. Ein grasiger Waldweg mit sehr schmalen Fahrspuren. Ich entschied mich für den Radweg oberhalb des Floßgrabens, der zwar einen Umweg beschreibt, aber weniger bergig nach Mühlleiten führt. Oft drosselte hier neben dem dezenten Anstieg lockerer Schotter das Tempo.
In Mühlleiten (13km) am großen Loipenparkplatz stieß ich wieder auf die Kammloipe, die sich bis zum Abzweig Aschberg bestens befahren ließ. Vermutlich wäre es sinnvoll gewesen, die Cross-Skates in
der folgenden enorm steilen Abfahrt abzuschnallen, anstatt mit voller Kraft auf die Bremsen zu drücken. Nach der Senke holte ich das nach und lief den bis 28% steilen Weg in Richtung Großer Rammelsberg hinauf.
Oben eine erste kurze Rast, bis es anschließend in welligem Terrain wieder flotter voranging.
Ca. 4km später der nächste Fehlgriff. Ich wechselte auf die böhmische Seite. Die 500m bis zur Grenze waren gut fahrbar, danach eine Forststraße. Gut nutzbar, wären nicht die Wasserabflussrinnen, die zu Überfahren nicht möglich, zu Überspringen mir zu gewagt war und mich folglich aller 200-300m zum Anhalten und Übersteigen zwangen.
2,5 km später stieß ich auf die (praktisch gar nicht befahrene) Straße mit böhmisch typisch rauem Asphalt. Hinter Rolava (Sauersack) einer weiterer längerer Anstieg, gefolgt von idealer Skaterstrecke bis Jeleni (Hirschenstand, 31km), dessen Kneipe immens lockte. Ich widerstand.
Fast 300 Höhenmeter auf den folgenden 3 Kilometer ließen die Zweifel am Sinn meines Vorhabens aufleben. Den Zwischenstopp an der Schutzhütte am Zaječí hora hatte ich bitter nötig. Die Begeisterung der Insekten an meinem knallig gelben Shirt reduzierte die Pause auf ein Minimum. Das abfallende Gelände bis Horni Blata (40km) sorgte für Entspannung, dafür ging es danach umso heftiger bergan.
Während die Skimagistrale hier weiter östlich im Wald verläuft, bevorzugte ich die Straße nach Bozi Dar. In dieser kaum besiedelten Region hält sich der Autoverkehr arg in Grenzen und während mich manche deutsche Autofahrer am liebsten von der Straße drängen würden (selten, aber das kommt vor), wurde ich hier nicht selten angefeuert!
Wenige Kilometer vor Boz Dar setzte ein frisch asphaltierter Radweg ein. Im Ort (52 km) ließ ich mich leider von der Ausschilderung beirren und mühte mich bald in einem weiten Schlenker einen Schotterweg zur Straße hinauf, anstatt diese über die Ortsstraße direkt anzusteuern.
Die Straße hinauf zum Klinovec war breit genug, sodass ich unbehelligt vom Fahrzeugverkehr den Anstieg zum höchsten Punkt (ca. 1170m, 54km) der Tour bewältigte, die sich anschließende Abfahrt wies lange Geraden auf, sodass ich nur vor Kurven verstärkt auf die Bremsen drückte.
Traumhafter Asphalt auf der Abfahrt durch das kleines Nest Háj ließ die Strapazen kurz vergessen. Zu kurz, denn der Ausbau endete am Ortsausgang und der folgende Abschnitt hinüber nach Kovářská war für normale Fahrzeuge nur bedingt, für die Cross-Skates eigentlich gar nicht geeignet: über mehrere Kilometer hinweg ein einziges Löchermeer! Hier wäre die alternative Strecke über České Hamry die bessere Wahl gewesen!
An der Bahnquerung erreichte ich die "Alternativstrecke". Der Belag war bestens, sodass ich mich motivierte, der Truppe E-Bike-Fahrer, die mich überholte, zu folgen. Erst in der steilen Ortseinfahrt ermochte ich deren Tempo nicht mehr zu halten.
Die zweite Einkehr in Kovářská war die meinige. Kofola und ein Bier, dem ich noch ein Zweites folgen ließ. Auf Essen verzichtete ich. Das hätte nur Zeit gefressen. Zeit, die ich nicht hatte.
Die nächsten Kilometer durch ein abfallendes Tal waren geschenkt, wenngleich der grobe Belag die Wadenmuskulatur forderte.
Die Straße, der in Richtung Vodní nádrž Přísečnice (Prießnitztalsperre) folgte, war gut in Schuss. Und leider gut besucht. Augen zu und durch. Ein Anstieg auf 3 km und ich verließ die Autotrasse auf die Sackgasse in Richtung Kryštofovy Hamry. Jenseits der Staumauer zieht die Forststraße stetig an. Skating wäre gut möglich, dennoch trug ich die Skates den 2 km währenden Anstieg. Das bringt Entlastung für Arme und Beine...
Fortsetzung folgt...
Bilder:
1. "Die Grassskistrecke"
2. Bei Cinovec
3. Am Böhmischen Tor
4. Volárenský rybník (bei Kalek)
5. Aufstieg hinter Kalek
6. Forststraße oberhalb der Prießnitztalsperre
7. Prießnitztalsperre
8 Jeleni
9 Rolava